Tⁿbingen - Stationen seiner Geschichte

Evangelisches Stift und Collegium Illustre

Um nach der Reformation möglichst schnell die Herausbildung einer evangelischen Pfarrerschaft sicherzustellen, gründete Herzog Ulrich 1536 das Tübinger Evangelische Stift, das den geistesgeschichtlichen Ruf der Stadt wesentlich mitbestimmt hat. Im Stift wurde nicht nur lange Zeit die geistige und geistliche Elite des Landes ausgebildet, seine Geschichte ist Bestandteil der deutschen, ja europäischen Geistesgeschichte, hat es doch nicht nur große Theologen und Philosophen hervorgebracht (Jakob Andreä, Johannes Albrecht Bengel, Ferdinand Christian Baur, Friedrich Theodor Vischer, David Friedrich Strauss), aus ihm sind auch zahlreiche Männer gekommen, die in anderen Disziplinen Hervorragendes geleistet haben (Johannes Kepler, Eduard Mörike, Wilhelm Hauff).

Ein Höhepunkt seiner Geschichte waren die Jahre von 1788-1795, als in ihm Hegel, Hölderlin und Schelling gleichzeitig, zeitweise sogar in einer Stube gemeinsam wohnend, studierten. Schon wenige Jahrzehnte nach Einführung der Reformation erwarb sich Tübingen Ansehen als Hochburg der protestantischen Orthodoxie. Der Universitätskanzler und Theologe Jakob Andreä war Urheber und Autor der "Kondordienformel", auf die sich 1577 die zerstrittenen lutherischen Fürsten einigten.

Einen weiteren Höhepunkt erlebte Tübingen zweifellos, als 1594 in der wirtschaftlich blühenden und geistig so fruchtbaren Stadt das Collegium Illustre eröffnet wurde, eine der ersten Ritterakademien im deutschen Sprachraum, auf der dem adeligen Bildungsideal entsprechend, ergänzend zum humanistischen Lehrprogramm der Universität, moderne Fächer (Politik, Naturwissenschaften, moderne Fremdsprachen, Reiten, Fechten, Tanzen) unterrichtet wurden. Bis zu ihrer kriegsbedingten zeitweiligen Schließung 1628 war das Collegium Illustre die Ausbildungsstätte des gesamten protestantischen Adels des In- und Auslandes mit einer enormen Strahl- und Anziehungskraft bis nach Skandinavien, Polen, Ungarn und in die habsburgischen Länder.



Evangelisches Stift
(Foto Stadtarchiv, Sinner 1/632)
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